Weniger Platten braucht das Land

Für viele Radfahrer ist schlauchlos fahren sicherlich ein alter Hut.
Aber… da ich mich eher zur Gruppe der Reiseradler zähle, die bekanntlich in Fahrradsachen erzkonservativ sind, dauerte es etwas länger, bis auch ich den Wechsel in Angriff nahm.

In vielen Podcasts, Blogberichten und zuletzt von einem Kumpel habe ich viel über die Vorteile gehört:

  • praktisch kleinen Platten mehr
  • Snakebite nicht möglich
  • weniger Rollwiderstand und insgesammt leichter
  • auch mit weniger Druck gut fahrbar
  • zur Not noch mit einem Schlauch zu retten

Wo Licht ist, ist auch Schatten - hier kommen die Nachteile:

  • Umrüstkosten - eine neue Felge ist notwendig (wobei es auch Leute gibt, die schlauchlos mit normalen Felgen fahren)
  • Die Dichtmilch ist ökologisch sicherlich fragwürdig!
  • Zum ersten Aufpumpen ist viel Luft auf einmal notwendig, sprich Kompressor, Booster oder Pumpen mit CO2-Kartuschen
  • Notfallpack wird nicht kleiner (Tubeless Reifen Reparaturset + 60ml Dichtmilch) und für mich als Paranoia noch ein zusätzlicher Schlauch - aber nur bei längeren Touren.
  • Die Dichtmilch sollte ungefähr nach einem halben Jahr ausgewechselt werden, was wohl eine mittlere Schweinerei beim Reinigen ist.
  • Die Reifen sind nicht so druckfest - mein Kumpel meinte, er muss bei seinem Rennrad spätestens nach zwei Tagen nachpumpen.

Hmm, so viel Aufwand und dann habe ich jede Menge Arbeit damit? Ständig nachpumpen und halbjährlich reinigen? So viel Beachtung lasse ich meiner Bereifung normalerweise nicht zukommen. Deshalb habe ich das Thema auch länger vor mich hin geschoben, bis ein paar Sachen zusammen kamen.
Zum einen erzählte Martin in seinem Podcast BiketourGlobal, dass er schlauchlose Reifen von Conti ausprobiert hat, die ganz gut waren, aber einfach nicht richtig dicht zu bekommen sind!
Aha, das häufige Nachpumpen muss gar nicht sein?!
Vor allem aber kamen vier Platten in kürzerer Zeit dazu, die das Fass zum Überlaufen brachten. Zugegebenerweise war der letzte Platten (Snakebite) absolut selbstverschuldet, aber erzeugte den nötigen Druck im Kessel, um das Thema in Angriff zu nehmen.

Nach längeren Surfen bin ich auf folgende Konstellation gekommen. Dies soll keine Werbung sein (ich musste leider auch alles selbst bezahlen), sondern nur aufzeigen, was für mich funktioniert.

  • Mavic Open Pro UST Disc 28” Felge (alternativ war die „DT Swiss GR 531“ im Rennen)
  • Mavic UST-Ventil universal/SV 35 mm
  • bc basic Tubeless Pro Felgenband (19mm)
  • tune One Shot Reifendichtmittel (1 Liter)
  • Pirelli Cinturato Velo 28” Faltreifen
  • bc basic Tubeless Reifen Reparaturset

Für die Felge habe ich mich entschieden, weil ich durch diese die Mavic A719 ersetze und die optimale Speichenlänge nur 2mm kürzer ist. Mein Kalkül war, dass es mit den bestehenden Speichen auch funktionieren sollte und ich somit einiges an Geld spare. Damit lässt es sich bequem umspeichen, indem ich Speiche für Speiche in die neue Felge übernehme. Das hat beim Hinterrad auch gepasst. Das Vorderrad ist erst in Kürze dran.

Ventil Das Ventil hat den Vorteil, dass es schön kurz ist - und den Nachteil das es so kurz ist. Dadurch wird das Innenteil bei meinem Stand-Kompressor nicht reingedrückt und die Druckanzeige ist nicht ganz so direkt.

Beim Felgenband muss man/frau aufpassen. Bei der Felge steht „mit Mavic UST Felgenband verwenden“, klar. Das Felgenband gibt es in 23mm + 25mm Breite und laut Beschreibung ist bei der Felge die 25mm-Version die richtige - was mich schon etwas wunderte, denn die Felge hat 19mm Innenbreite. Aber der Hersteller wird’s schon wissen… deshalb habe ich auch die 25mm-Version von der bike-components Hausmarke, die gute Kritiken bekommen hat, bestellt.
Als alles geliefert wurde, durfte ich feststellen, dass in der Felge extra steht, dass das Felgenband max. 20mm breit sein darf! Klasse. An dem Abend habe ich ziemlich gefrickelt, um aus dem 25mm-Felgenband ein „irgendwie 20mm“-Felgenband zu machen. Fürs Vorderrad bestelle ich dann aber noch mal passendes.

Zur Dichtmilch lässt sich schreiben, dass sie im 1-Liter Gebinde herkommt, ohne zusätzlicher Kleinflasche zum Mitnehmen, wie es bei einigen Produkten der Fall ist. Aber sie ist ammoniakfrei, was den Reifen nicht angreift und dichtet auch gut ab.
Bei den Reifen wollte ich zuerst auf die Gravelvariante setzen, aber zur Zeit ist der Haupteinsatz der Weg zur Arbeit - und die Strecke ist größtenteils Fahrradweg und nur ganz wenig davon unbefestigt. Von daher macht die Straßenvariante mehr Sinn für mich. Für das Hoved Ting kann ich mir ja noch die Gravelversion gönnen.

Es gibt ja zum Glück jede Menge guter Videos auf youtube, die einem anschaulich die nötigen Schritte zeigen. In Ermangelung anderer Sachen habe ich nur einen normalen Stand-Rennkompressor zur Erstbefüllung genommen, wo anfangs auch jede Menge Luft entwichen ist. Nach der Verteilung der Dichtmilch, ging es aber doch. Ich denke aber noch über einen Booster nach… eigentlich müsste es sowas als Radflasche geben, welche im Notfall auch als Booster taugt.
Anfänglich zischte es noch etwas an den Flanken, aber das legte sich schnell, und am nächsten Morgen musste ich nur wenig nachpumpen. Einen Langzeitbericht kann ich (noch) nicht liefern, aber zu oft muss ich nicht nachpumpen. Ob’s mich komplett von den Platten befreit usw. werde ich hier berichten.